Podiumsdiskussion:
Der Kunst ihre Freiheit?
Am Anfang der Tiroler Volksschauspiele stand ein Skandal — Felix Mitterers Stück Stigma, dem 1981/82 blasphemische Tendenzen unterstellt wurden. In der ursprünglich geplanten Spielstätte Hall, wo die Volksschauspiele 1981 mit Franz Kranewitters Die sieben Todsünden gestartet waren, hatte man die Uraufführung verweigert. Die Marktgemeinde Telfs sprang ein und bot als Aufführungsort den kurz vor dem Abbruch stehenden alten Rathaussaal an. Damit wurde die Tradition des alljährlich stattfindenden Festivals begründet. Und in die DNA dieser Volksschauspiele ist bis heute eingeschrieben: In Telfs gibt es keine Zensur.
An der Fassade der Wiener Secession, die schon mehr als ein Jahrhundert lang von Künstlerinnen und Künstlern geführt wird, prangt das berühmte Motto: „Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit“. Doch erst seit eben dem Jahr 1982 ist die Kunstfreiheit in Österreich verfassungsmäßig garantiert. Im Rahmen dieser Matinee am neuen Spielort Birkenberg, moderiert vom renommierten Kulturjournalisten Heinz Sichrovsky, soll — ausgehend von kontroversen Themen wie Salman Rushdies Satanischen Versen bis hin zur heutigen Debatte um die Cancel Culture — darüber debattiert werden, was eigentlich „alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ ist. Wo beginnt die Kunstfreiheit — und wo endet sie? Sichrovsky freut sich auf höchst interessante und meinungsstarke Gäste wie u. a. Marlene Streeruwitz und Denis Yücel. Die Gästeliste wird noch erweitert werden.
Marlene Streeruwitz begann als Regisseurin und Autorin von Theaterstücken und Hörspielen. Für ihre Romane erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Ihr Roman »Die Schmerzmacherin.« stand 2011 auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Zuletzt erschienen der Roman »Flammenwand.« (Longlist Deutscher Buchpreis 2019), die Breitbach-Poetikvorlesung »Geschlecht. Zahl. Fall.« (2021) sowie der Roman »Tage im Mai.« (2023).
Deniz Yücel ist Journalist und Publizist und arbeitet für die WELT-Gruppe. Zudem ist er Mitbegründer und Sprecher der Autor_innenvereinigung PEN Berlin. Wegen angeblicher Unterstützung einer Terrorvereinigung war Yücel in der Türkei inhaftiert. Er tritt seit jeher vehement für die Kunstfreiheit ein, für das offene Wort und den demokratischen Diskurs.